Heinrich Pfenninger, seit über 16 Jahren Spezialist für Lotus-Sportwagen, hat noch mal Hand an den sportlichen Elise 111R gelegt. Herausgekommen ist eine faustdicke Überraschung, welche mit einem deutlichen Leistungsplus und ausgesuchten Motorsportkomponenten wie Sinterkupplung, Sperrdifferential und Spezialbereifung die Leistungsfähigkeit der Marke unter Beweis stellt. Und in ersten Fahreindrücken haben sich die Erwartungen bestätigt. Aus dem bewährten und ohnehin schon bärenstarken 1,8-Liter-Motor wird nochmals 71 PS mehr Leistung herausgekitzelt. Möglich macht dies ein Kompressor-Umbau der Firma Bemani. Das aufgeladene 1,8-Liter-Triebwerk produziert neu bei 8000 Umdrehungen satte 263 PS, die der Sportwagen brachial, aber auch souverän auf die Strasse umsetzt. Wer das Gaspedal durchdrückt, erlebt eine "motorische" Offenbarung. Geradezu atemberaubend beschleunigt der Vierzylinder nach der Leistungskur - bei rund 8500 U/min wird jeweils abgeregelt. In 4,3 Sekunden schiesst der Lotus auf Tempo 100, bereits kurz später wird im dritten Gang die 160 km/h-Marke gestreift, und von da aus nimmt der Brite direkt die 200 km/h-Marke ins Visier. Theoretisch ist erst bei über 250 km/h Schluss, falls man auf einer deutschen Autobahn jemals die Chance hat, auch nur annähernd in diesen Bereich zu fahren. Dies alles geschieht unter einer deutlich wahrnehmbaren akustischen Begleitung – hier zollt Pfenninger Tribut an den Fan kerniger Motorgeräusche. Die Kulisse des ganz unverblümten Soundinferno reicht vom heiseren bis zum rennwagen-ähnlichen Stakkato. Sehr zum Vorteil hat sich auch der Verlauf der Drehmomentkurve verändert. Bietet die Serie maximal 180 Nm bei 7000 U/min, liefert die Kompressor-Variante mit einem Drehmomentmaximum von 253 Nm zwischen 4000 und 6500 Umdrehungen bereits unten herum viel Biss im Antritt. Dies kommt dem eigentlich bevorzugten Revier des Lotus, den kurvenreichen Landstrassen, zugute. Mit einem modifizierten Fahrwerk und Leichtbaufelgen versehen, lässt sich der Brite schnell und zielgenau um Kurven und Kehren dirigieren. Rasch verfällt man dem puren Fahrgenuss, der aber spätestens nach 300 Kilometern durch den notwendig gewordenen Boxenstopp unterbrochen wird. Weiter kommt man mit dem 32 Liter Tank keinesfalls. Muss auch nicht sein, ist der Kompressor-Elise doch ohnehin nicht als Reisefahrzeug, sondern als reines Freizeitgerät konzipiert. Dies gilt auch für das unveränderte Cockpit mit den gut ausgeformten Schalensitzen, dem griffigen Dreispeichenlenkrad und dem kurz gestuften Sechsganggetriebe. Wer sich für einen Lotus Elise entscheidet, sucht nicht Stauraum oder Innenraumvariabilität. Für ihn steht ganz klar das Fahrerlebnis im Vordergrund. Dass er wie bei der 89'330 Fr. teuren Kompressor-Variante der Garage Pfenninger nicht gleich zu Sportwagen des Typ BMW Z4 M Roadster oder Porsche Boxster S greift, liegt am puren und unverfälschten Fahrspass. Darin bietet diese Lotus-Blüte ein nur schwer zu übertreffendes Mass! atn/war
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