Donnerstag, 30. Juli 2020 VW: Auslieferungen um 27,4 Prozent unter Vorjahr
Das Geschäft des Volkswagen Konzerns und seiner Marken war im ersten Halbjahr 2020 stark von der Covid-19-Pandemie beeinträchtigt. Frühzeitig eingeleitete Gegenmaßnahmen zur Kostensenkung und Liquiditätssicherung waren erfolgreich und verringerten so die Auswirkungen der Krise. Der Konzern erreichte durch eine konsequent an der Kundennachfrage ausgerichtete Produktion ein striktes Vorratsmanagement und dadurch eine signifikante Entlastung des Working Capital. Insgesamt konnte die Netto-Liquidität im Automobilbereich - auch mittels der Begebung einer Hybridanleihe über 3,0 Milliarden Euro - gegenüber dem ersten Quartal 2020 um 0,9 Milliarden Euro auf 18,7 Milliarden Euro gesteigert werden. Die Auslieferungen an Kunden gingen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 27,4 Prozent auf 3,9 (5,4) Millionen Fahrzeuge zurück. Die Umsatzerlöse sanken in der Folge um 23,2 Prozent auf 96,1 (125,2) Milliarden Euro. Das Operative Ergebnis vor Sondereinflüssen betrug -0,8 (10,0) Milliarden Euro.
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Der wesentliche Faktor für diese Entwicklung war der Absatzrückgang infolge des starken Absinkens der Kundennachfrage. Fair-Value-Bewertungen auf Derivate außerhalb des Hedge Accounting (insbesondere Rohstoffsicherungen) sowie Währungseinflüsse in Höhe von -0,9 Milliarden Euro wurden durch den nicht liquiditätswirksamen Ertrag von 0,8 Milliarden Euro aus der Einbringung der Autonomous Intelligent Driving (AID) in das Joint Venture mit Ford zu autonomem Fahren nahezu ausgeglichen. Sondereinflüsse aus der Dieselkrise belasteten das Operative Ergebnis mit -0,7 (-1,0) Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern sank auf -1,4 (9,6) Milliarden Euro.
Prozentualer Rückstand der Auslieferungen zum Vorjahresmonat sinkt seit Mai kontinuierlich
Der Volkswagen Konzern verzeichnete bis Ende Juni einen starken Rückgang seiner Auslieferungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 27,4 Prozent auf 3,9 (5,4) Millionen Fahrzeuge. In einem pandemiebedingt stärker rückläufigen Gesamtmarkt konnte der Konzern jedoch seinen globalen Pkw-Marktanteil ausbauen. Nachdem die Auslieferungen im April rund 45 Prozent unter dem Vorjahreswert gelegen hatten, verringerte sich der Rückstand kontinuierlich auf noch rund 18 Prozent im Juni. Ein Grund dafür war die Erholung in Westeuropa, dem Heimatmarkt des Konzerns. Hier lagen die Auslieferungen im Mai noch rund 57 Prozent unter dem Vorjahr, im Juni waren es rund 30 Prozent. Im Juli hat sich die Erholung der Märkte weiter fortgesetzt. Der Konzern rechnet daher damit, das seine Auslieferungen in diesem Monat nur noch um einen einstelligen Prozentwert unter dem Vorjahresmonat liegen werden. Für das zweite Halbjahr wird insgesamt mit einer weiteren Erholung der Märkte gerechnet.
Netto-Liquidität im Automobilbereich gegenüber Q1 gestiegen
Die Netto-Liquidität im Automobilbereich ist von 17,8 Milliarden Euro Ende März auf 18,7 Milliarden Euro Ende Juni gestiegen. Neben den umfassenden Maßnahmen zur Liquiditätssicherung trug dazu auch die erfolgreiche Platzierung einer Hybridanleihe über 3,0 Milliarden Euro bei. Der Netto-Cash-flow des Automobilbereichs lag mit -4,8 Milliarden Euro deutlich unter dem Vorjahreswert von 5,6 Milliarden Euro. Die Forschungs- und Entwicklungskosten lagen im ersten Halbjahr mit 6,7 (7,0) Milliarden Euro um 4,8 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. Die F&E-Quote stieg dennoch aufgrund des Umsatzrückgangs auf 8,7 (6,6) Prozent. Die Sachinvestitionen im Konzernbereich Automobile konnten deutlich um 20,6 Prozent auf 4,1 (5,2) Milliarden Euro gesenkt werden. Die Sachinvestitionsquote stieg trotzdem durch die pandemiebedingt geringeren Umsatzerlöse auf 5,4 (4,9) Prozent.
Weiter positives Operatives Ergebnis für Gesamtjahr erwartet
Der Volkswagen Konzern geht davon aus, dass die Auslieferungen an Kunden im Jahr 2020 infolge der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie deutlich unter dem Wert des Vorjahres liegen werden. Herausforderungen ergeben sich zudem insbesondere aus der steigenden Wettbewerbsintensität, volatilen Rohstoff- und Devisenmärkten sowie aus verschärften emissionsbezogenen Anforderungen. Infolge der Covid-19-Pandemie werden im Jahr 2020 die Umsatzerlöse des Volkswagen Konzerns voraussichtlich deutlich unter dem Niveau des Vorjahres liegen. Insgesamt rechnet der Volkswagen Konzern für das Jahr 2020 mit einem im Vorjahresvergleich gravierend rückläufigen, aber insgesamt positiven Operativen Ergebnis (vor und inklusive Sondereinflüssen).
Die Aufwendungen für Forschung & Entwicklung (F&E) sowie die Sachinvestitionen werden in ihrer absoluten Höhe deutlich unter denen des Jahres 2019 liegen. Die F&E-Quote und die Sachinvestitionsquote des Automobilbereichs werden in 2020 aufgrund nachfragebedingt deutlich rückläufiger Umsatzerlöse über denen des Vorjahres liegen.
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