Damals war der Käfer das bis dato meistgebaute Cabriolet der Welt. Nun startete der Siegeszug des Golf Cabriolets. Dank des zum Start angebotenen 1.5 Liter-Motors mit 70 PS ist der offene Golf trotz 20 Mehr-PS wirtschaftlicher als der Vorgänger: Er benötigt nur 9,1 Liter Normalbenzin für 100 Kilometer Fahrstrecke – und das sogar bei geöffnetem Verdeck, das der Aerodynamik abträglich ist. Das geringe Gewicht des Autos von 910 kg trug ebenfalls zur Sparsamkeit bei. Übrigens war der „kantige Offene“ rund 20 Kilo leichter und in seinen Abmessungen deutlich kompakter als der Käfer: Die Fahrzeughöhe ist um elf Zentimeter geringer, er ist um 30 Zentimeter kürzer, lediglich die Fahrzeugbreite ist fast identisch; der Innenraum geriet jedoch deutlich geräumiger.
Obwohl anfangs von Käfer-Enthusiasten eher misstrauisch beäugt, verkaufte sich das neue Cabriolet von Anfang an sehr gut. So wurden 1979 – im Jahr der Markteinführung – schon 11.795 Einheiten produziert, im darauf folgenden Jahr verdoppelte sich die Produktion auf 25.982 Cabriolets. Das überstieg sogar die Produktionszahlen des Käfer Cabrios: In dessen erfolgreichstem Jahr, 1972, entstanden davon exakt 24.317 Stück. Das neue VW-Cabriolet überholte nicht nur die Jahresproduktionszahlen des offenen Käfers, sondern am 24. Juni 1991 sogar die Gesamtproduktionszahl von 331.847. Zu verdanken war dies vor allem der permanenten Modellpflege. In 14 Jahren Bauzeit wurden zwölf Aktions-Sondermodelle auf den Markt gebracht. Das erste Aktionsmodell war die „Weiße Serie“, die im Frühling 1983 mit dem Slogan „Heiß und Weiß!“ beworben wurde. Das komplett in weiß ausgestattete Auto wurde nur in einer Kleinserie von 1.400 Einheiten produziert, was ihn heute zum begehrten Klassiker avancieren lässt.
Als weitere Sondermodelle, die ebenfalls in geringer Stückzahl gebaut wurden, folgten die „Sonderfarben“ (1984), „Havanna“ (1985), „Azur“ (1985), „Christmas Cabriolet“ (1985), „Quartett“ (1987), „Etienne Aigner“ (1988), „Acapulco“, „Toscana“, „Youngline“, „Sportline“, „Classicline“(1990/91). Das Modell „Azur“ mit Lederausstattung gilt heute in Sammlerkreisen als das begehrteste Cabriolet, weil es nur 500 Mal gefertigt wurde. Besaß der Viersitzer schon in der Serienausstattung das luxuriöse Golf GL-Niveau, so wurde er durch die Vielzahl der Aktions-Sondermodelle für den Kunden noch attraktiver. Die Produktionszahlen für das Jahr 1991, in dem fünf Sondermodelle zu haben waren, stiegen auf 38.953 Stück. Das bedeutet eine Steigerung um vier Prozent gegenüber dem Vorjahr 1990, das mit 37.561 gefertigten Cabriolets schon zum zweitbesten Jahr der Golf Cabriolet Produktionsgeschichte gehörte. Das hier präsentierte Golf Cabriolet ist ein „Classicline“, „Klassisch im Design, anspruchsvoll in der Ausstattung, kultiviert in seinen Eigenschaften“, so der Werbeprospekt aus dem Oktober 1992. Es ist zugleich das „Weltmeister-Golf Cabrio“, nämlich exakt jenes Exemplar, das als 331.848tes Golf Cabriolet den offenen Käfer in den Produktionsstückzahlen um eine Einheit überrundete.
Bis zur Produktionseinstellung im Mai 1993 fertigte Karmann insgesamt genau 400.971 Einheiten vom damaligen Straßenbild prägenden, offenen Alltags-Auto, das besonders gern von der weiblichen Kundschaft gekauft wurde. Das Golf Cabriolet war der offene Volkswagen in der alten Bundesrepublik und war so stilbildend, dass er nach der Wende auch für Neu-Bundesbürger zum Traumwagen wurde.
Auch außerhalb Deutschlands war das Cabriolet sehr beliebt: Von 1983, dem Jahr der Markteinführung in die USA, bis zum Produktions-Ende, kauften die US-Amerikaner etwas über 100.000 Golf Cabriolets, also ein Viertel der Gesamtproduktion. In Youngtimer-Kreisen sind Re-Importe aus den USA übrigens durchaus „angesagt“: Sie sind nämlich besonders gut ausgestattet und verfügen ab dem Baujahr 1986 sogar schon über einen Fahrer-Airbag. (Auto-Reporter.NET/sr)
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