?: Herr Dielenschneider, Ihr neuer Ibiza ST kommt jetzt auf den Markt. Welche Hoffnungen verbinden Sie mit diesem Fahrzeug?
Dielenschneider: Der neue Ibiza ST ist unerlässlich, um Seat eine höhere Marktabdeckung zu ermöglichen. Wir planen Eroberungen in einem Segment, das jährlich mehr als 100.000 Einheiten hergibt, und da will sich Seat seinen Teil sichern.
?: Betrachtet man den Ibiza ST, könnte man meinen, der Fünftürer wird es in Zukunft ein bisschen schwerer haben. Täuscht der Eindruck?
Dielenschneider: Es wird eine gewisse Substitution zum Fünftürer, aber auch zu anderen Marken geben. Doch gerade in der angepeilten Zielgruppe, die jung, dynamisch, sportlich ist, versprechen wir uns auch im Großabnehmergeschäft Eroberungen. Wir sind sicher: Der ST wird zusätzliches Volumen bringen, und das zu mehr als 50 Prozent.
?: Volumen erfordert eine breite Marktabdeckung. Was hat Seat vor?
Dielenschneider: Die Zukunft von Seat liegt in einer besseren Abdeckung des deutschen Marktes. Gegenwärtig liegt diese bei rund 59 Prozent; in den nächsten Jahren wollen wir sie auf 70 bis 75 Prozent bringen. Je nachdem, wie sich die einzelnen Segmente entwickeln, bedeutet das mehr Volumen für Seat. Das wird den Erfolg in der Zukunft ausmachen.
?: Wir haben gehört, es soll auch noch ein Auto unter dem Ibiza geben?
Dielenschneider: Sie dürfen gerne spekulieren.
?: Herr Dielenschneider, trotz Ihrer breiten Modellpalette scheint die Markenbekanntheit bei den potenziellen Käufern bislang nicht so ausgeprägt zu sein, wie es wünschenswert wäre ...
Dielenschneider: Mit einer ungestützten Markenbekanntheit von circa 25 Prozent können wir nicht zufrieden sein. Das Ziel ist in den nächsten drei Jahren, die Bekanntheit auf 35 Prozent zu steigern mit entsprechenden Maßnahmen. Ein erster Erfolg war die Abwrackprämie. Wir haben in 2009 so viel Autos auf die Straße bekommen, dass man uns jetzt viel stärker im Straßenverkehr wahrnimmt.
?: Wie Sie bereits sagten, war Seat einer der Profiteure der Abwrackprämie. Bedeutet das für 2010 nicht unweigerlich ein Negativergebnis zu 2009?
Dielenschneider: Man muss das differenziert sehen. Wenn man die reinen Abwrackprämienkäufe sieht, so hat Seat eine Eroberungsrate von 88 Prozent an Fremdfabrikaten. Damit haben wir unser eigenes Geschäft nicht vorgezogen. Im Vergleich zu den guten Verkäufen 2009 werden wir 2010 natürlich schlechter sein, aber im Vergleich zu 2008 werden wir gerade im profitablen Einzelkundengeschäft sehr zulegen.
?: Wie ist die Resonanz der Käufer, die von anderen Marken kamen?
Dielenschneider: Die Erwartungen der Kunden, die von Opel, Ford und von anderen Marken kommen, sind natürlich hoch, aber wir haben sie erfüllt. Am meisten durchgesetzt hat sich in der Abwrackprämie natürlich der Kleinwagen, und das ist bei uns der Ibiza. Er ist momentan das Rückgrat der Marke Seat, und das als neuestes Auto auf einer neuen Plattform mit hervorragender Qualität. Damit beeindrucken wir auch Fremdfabrikat-Fahrer.
?: Sie haben erst im vergangenen Jahr ein Erfolgsmodell auf Audi-Plattform gelauncht ...
Dielenschneider: Ja, das ist das erfolgreichste Großabnehmerauto in Deutschland, der Audi A4 – und den sogar noch verbessert. Und damit haben wir auch großen Erfolg, weil die Menschen wissen, dass wir aus einer Familie mit guten Genen kommen.
?: Man sagt, das Autogeschäft für Verkäufer sei sehr hart und es flössen keine Gewinne. Bei Ihnen soll das anders sein ...
Dielenschneider: Das hat etwas mit der Qualität der Organisation zu tun. Autos über Rabatt verkaufen und damit Volumen machen, kann jeder. Das haben wir von vornherein auch in unseren Schulungen für Verkäufer und Handel immer wieder betont. Wir wollen über Qualität verkaufen. Beim Ibiza ist es gelungen. Wir hatten im letzten Jahr in der Organisation eine durchschnittliche Umsatzrendite von 2,9 Prozent. Das ist mit die höchste Umsatzrendite in der gesamten Branche.
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