Wie schätzen Sie die aktuelle Lage der Marke Seat ein?
Es gibt nach wie vor viel zu tun. Eigentlich wissen alle, dass die Produkte viel hochwertiger sind, als die Wahrnehmung der Marke. Wir müssen nun die Marke richtig aufbauen. Das braucht Zeit, viel Aufwand und konsequente und nachhaltig klar positionierte Produkte.
Können Sie das etwas präzisieren?
Es müssen Produkte sein, die der Kunde einfach versteht. Wir haben hervorragende Modelle, die diese Aufgabe erfüllen, jedoch noch nicht in allen Segmenten. Wir sind dabei, unsere sehr ehrgeizige Produktstrategie umzusetzen. Dabei werden wir vom Konzern voll unterstützt. So werden wir erstmals in der Geschichte von Seat innerhalb eines Jahres vier neue Produkte einführen: Wir haben bereits den neuen Ibiza mit unserer neuen Designsprache gezeigt. Der neue Mii war als Drei- und Fünftürer auf unserem Stand in Genf zu sehen. Und der Toledo Concept ist zwar noch eine seriennahe Studie, wird aber dieses Jahr noch auf den Markt kommen. In Paris präsentieren wir den neuen Leon.
Spanien ist der Heimatmarkt. Was tut Seat, um hier noch mehr Erfolg zu haben?
Unser erster Grundsatz ist, die Nummer Eins im Markt zu sein. Das haben wir im Jahr 2010 nach 31 Jahren geschafft. Das war der erste Schritt. 2011 konnten wir diese Position halten. Künftig brauchen wir aber einen deutlichen Abstand zu unseren Mitbewerbern vor Ort, um die Marktspitze nachhaltig zu behaupten. Für mich heißt deutlicher Abstand mindestens drei Prozent Vorsprung.
Wie wollen Sie das erreichen?
Wir müssen und wollen konsequent unsere Produktpalette erweitern. Mit dem Ibiza haben wir bereits ein sehr erfolgreiches Modell. Den werden wir künftig mit einer neuen Leon-Familie ergänzen. Im Segment des Leon müssen wir zudem den gleichen Marktanteil wie im Segment des Ibiza erreichen. Mit unseren frischen Modellen der kommenden 18 Monate ist das absolut realistisch. Darüber hinaus ist die Wiederbelebung des Toledo ein sehr wichtiger Aspekt unserer Strategie.
Warum?
Der Toledo war seinerzeit im spanischen Markt ein Phänomen. Für die meisten Spanier war dieser Typ ihr erstes Auto. Der Toledo war eine der Erfolgsgeschichten der Marke Seat. Heute noch nennen über 240 000 Kunden in Spanien einen Toledo der Serie 1 und 2 ihr Eigen. Deswegen muss dieses Auto richtig passen und vor allen Dingen richtig aussehen. Und was ganz wichtig ist: Er muss alle Eigenschaften des ursprünglichen Toledo besitzen – einen großen Kofferraum, viel Platz im Fonds, stilvoll und sportlich, gepaart mit einem ausgezeichneten Preis-Leistungsverhältnis. Dieses Konzept setzen wir konsequent mit allen Kerneigenschaften um. Deshalb bin ich, auch vor dem Hintergrund der heutigen Marktumstände, überzeugt: Der Toledo wird absolut richtig passen. Ein attraktives Auto zu einem äußerst attraktiven Preis. Und mit Mii, Altea und Exeo haben wir bereits gute Modelle im Markt, um uns auf Dauer behaupten zu können.
Der Gesamtabsatz aller Hersteller auf dem spanischen Markt hat sich im vergangenen Jahr halbiert – bei Seat betraf das 60 000 Einheiten. Sich zu sehr alleine auf den spanischen Markt zu verlassen, wäre riskant.
Richtig, das geht nicht. In der Vergangenheit hat Seat sich zu sehr auf die 35 bis 40 Prozent seines europäischen Gesamtabsatzes in Spanien verlassen. Das ist zu viel und ein kritischer Punkt. Momentan kommt knapp ein Viertel unseres Gesamt-Volumens aus Spanien. Das signalisiert, dass wir in den vergangenen zwei Jahren sehr erfolgreich in den Exportmärkten unterwegs waren. Wenn wir künftig unter 20 Prozent unseres weltweiten Gesamtvolumens in Spanien absetzen, sind wir auf einem guten und gesunden Weg. Das heißt jedoch nicht, dass wir in Spanien nicht weiter wachsen wollen. Die Wachstumskurve auf den Exportmärkten ist für uns jedoch deutlich steiler.
Wird es wieder ein Engagement im Motorsport geben?
Wir denken darüber nach, ob wir so etwas in den kommenden Jahren leisten können und sollten. (ampnet/tw)
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