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Sonntag, 16. Dezember 2007 Renault und Lada - Liebe ist etwas anderes

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Der Logan von Renault-Tochter Dacia hat gute Chancen, in Togliattigrad hergestellt zu werden. Foto: Auto-ReporterDer Logan von Renault-Tochter Dacia hat gute Chancen, in Togliattigrad hergestellt zu werden. Foto: Auto-Reporter

Auch das Automobilwerk in Togliatti, einst von Fiat aufgebaut, hätte die Kulisse für einen Film mit dem Titel "Gute Zeiten - schlechte Zeiten" hergegeben.

 

Liebe auf den ersten Blick sieht anders aus. Denn umworben wurde AwtoWAS schon länger; von General Motors, von Fiat, jüngst auch von Magna International. 1,36 Milliarden US-Dollar, so schätzen Analysten, sei Renault der Einstieg bei Lada mit einem entsprechenden Aktienpaket wert. Vollzogen werde der Kauf bis zum 25. Februar kommenden Jahres. Die entsprechende Absichtserklärung wurde dieser Tage unterschrieben.
Ein verführerischer Leckerbissen ist Lada gerade nicht. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gab es wiederholt heftige Rangeleien um den Besitzstand des Werkes, Waffeneinsatz inklusive. Zeitweise wurde das Areal wie eine Festung verteidigt. Kein Wunder, gehört der Lada-Konzern doch zum staatlich gelenkten Rüstungskonzern Rosoboronexport - neuerdings unter der Flagge "Russian Technologies" segelnd. Deutlich geworden ist längst, dass Kremlchef Putin auch an der Kontrolle der Autobauer im Lande gelegen ist; dann erst recht, wenn sie Partnerschaften mit westlichen Unternehmen eingehen.
Aus erster Hand könnte Renault von GM erfahren, womit bei der Zusammenarbeit mit Lada gerechnet werden muss. Bekanntlich entstand unter GM-Regie auf Basis des 1977 (!) in Produktion gegangenen Uraltmodells Lada Niva eine modernere Ausgabe namens Chevrolet Niva. Selbst beim russisch-amerikanischen Geländegänger, der sich noch 2003 mit 80 PS begnügen musste, war ABS noch immer Fehlanzeige. Eigentlich konnte dem optisch aufgepeppten, aber anspruchslosen Allradler nur ein verführerischer Preis voranhelfen.
Auch wenn man das annehmen könnte - der Lada Kalina war es nicht, der Renault auf die AwtoWAS-Fährte brachte. Dieser Typ gilt als unmittelbarer Preiskonkurrent des Dacia Logan, der jedoch längst in Moskau montiert wird. Vor hat der Vorstandsvorsitzende von Renault und Nissan, Carlos Ghosn, offenbar, bei AwtoWAS auch Renault- und Nissan-Modelle vom Band laufen zu lassen. Das geht auf jeden Fall schneller als der Bau eines neuen Werkes in Russland. Und Eile tut not.
Dass der russische Markt immer aufnahmefähiger für Neufahrzeuge wird, lässt sich vom Trend ablesen. In der ersten Hälfte des Vorjahres wurden in Russland 910'000 Neuwagen verkauft. Im gleichen Zeitraum 2007 kletterten die Autoverkäufe bereits auf 1,16 Millionen. Künftig sollen allein bei AwtoWAS in Togliatti 1,5 Millionen Fahrzeuge gebaut werden; vermutlich als ein Mix der Marken Lada, Renault und Nissan. Darüber hinaus werde Renault zusammen mit Lada ein Mittelklassemodell entwickeln, heisst es. Grundsätzlich interessiert sein dürften die Russen an der Lieferung moderner Motoren.
Dass der Einstieg von Renault bei Lada nicht ohne Risiko ist, dafür spricht die bewegte Geschichte der russischen Autoschmiede. Letztlich muss die Rechnung auch mit der anhaltenden staatlichen Einflussnahme gemacht werden. Als Dirigenten, die zeigen, wo es langzugehen hat, fungieren Sergei Tschemesow, Aufsichtsratschef und Direktor des Rüstungskonzerns Rosoboranexport und der Vorstandsvorsitzende von AwtoWAS, Boris Aljoschin, der schon einmal einen Posten in der russischen Regierung innehatte. Sicher könnten die beiden ebenso gut ein anderes Unternehmen verwalten. Solche Autobauer, die sich ihrem Job mit Leib und Seele verschrieben haben, sind in Russland wohl nur Märchenfiguren.
Den Einfluss Moskaus auf das Geschehen bei AwtoWAS wird es sicher nach wie vor geben. Denkbar durchaus, dass sich Ansichten des Kreml mit dem einen oder anderen Vorhaben von Renault beissen. Grundsätzlich aber wird der Einstieg Renaults bei Lada das Unternehmen AwtoWAS voranbringen.
Von Wolfram Riedel

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