Montag, 27. Juli 2020 Carlos Ghosn Sohn finanzierte die Flucht seines Vaters
Foto: Auto-Medienportal.Net/Renault
Während Carlos Ghosn in seinem Exil in Libanon hartnäckig über die Details seiner Flucht aus seinem japanischen Hausarrest schweigt, bringen in den USA neue Dokumente ein wenig Klarheit, wie es dem einst mächtigen Chef der Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi gelang, seine Flucht zu organisieren. Nach einem Bericht des Branchendienst „The Detroit Bureau“, bezahlte der Sohn von Carlos Ghosn 500 000 Dollar in Kryptowährung, um seinen Vater über die Türkei in den Libanon zu schleusen.
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In Boston stehen die mutmaßlichen Fluchthelfer Michael Taylor und sein Sohn Peter vor Gericht. Ihnen droht die Abschiebung nach Japan. Die Staatsanwaltschaft in Boston vermutet, dass Anthony Ghosn den beiden das Geld über die Kryptowährung-Plattform Coinbase überwiesen hat. Angeblich sollen die beiden Taylors insgesamt 1,36 Millionen Dollar für ihre Fluchthilfe kassiert haben. Die Versuche der Männer, gegen Kaution freizukommen, wurden bisher wegen des vermeintlich hohen Fluchtrisikos abgelehnt, obwohl die beiden freiwillig in die USA zurückgekehrt sind. „Sie hätten auch im Libanon bleiben können“, erklärte ein Verteidiger. Der Libanon hat kein Auslieferungsabkommen mit Japan.
Carlos Ghosn war vor zwei Jahren auf dem Flughafen Haneda wegen mutmaßlicher finanzieller Unregelmäßigkeiten festgenommen worden. Nach mehr als vier Monaten in Haft wurde er danach in einen streng überwachten Hausarrest entlassen.
Wenig hilfreich für die Taylors war aus Sicht der Bostoner Staatsanwaltschaft ein Interview von Carlos Ghosn mit dem arabischen Nachrichtensender Al Arabiya, in dem er beteuerte, dass er allen, die ihm bei seiner Flucht geholfen haben, mit allen Mitteln helfen werde.
In dem Interview, in dem er mit keinem Wort auf die Details seiner Flucht einging, beschuldigte Ghosn den französischen Staat, ihn „schlechter behandelt zu haben als jeden Durchschnittsbürger. Sie haben mich für eine kurze Zeit unterstützt und mich dann im November fallen gelassen“, beklagt sich der einst mächtige Konzernlenker. Angeblich, so erzählt Ghosn, hat der amerikanische Botschafter in Japan seinem französischen Kollegen damals erklärt, dass er „innerhalb von 24 Stunden frei gewesen wäre“, wenn er der Chef eines US-amerikanischen Unternehmens gewesen wäre.
Der einzige hochrangige französische Besucher war der ehemalige Präsident Nicolas Sarkozy, der von Emanuel Macron zur Amtseinführung des neuen japanischen Kaisers nach Japan geschickt worden war. „Mit ihm konnte ich eine halbe Stunde reden.“ Für den ehemaligen Konzernchef steht zudem fest, dass die Protestaktionen der „Gelbwesten“ die aus seiner Sicht mangelhafte Unterstützung erklärt. „Man hat mir berichtet, dass es ein Treffen zwischen dem französischen Wirtschaftsminister und zwei Vertretern von Renault gegeben hat. Der Minister hat dabei erklärt, dass man Carlos Ghosn wegen der Protestbewegung der Gelbwesten nicht mehr unterstützen kann.“
Seine Inhaftierung führt er auf eine Verschwörung gegen ihn und seine Pläne in der Allianz zurück. „Sie hatten Angst vor einer Annäherung von Renault und Nissan. Sie wussten, dass ich die einzige Persönlichkeit bin, die in der Lage ist, dies durchzuführen,“ erklärt er selbstbewusst. Die Zeit in seinem libanesischen Exil nutzt Ghosn jetzt, um die „falschen“ Anschuldigungen der japanischen Behörden zu entkräften. „Das Buch wird vor Jahresende veröffentlich werden und Dokumente und Zeugenaussagen“ zum Inhalt haben, die seine Sicht der Dinge unterstützen. (ampnet/ww)
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