Für Henry Ford bestand Mobilität nicht nur aus Autos, sie stellte vielmehr einen völlig neuen Lebensstil dar. Noch unter seiner Führung war das Unternehmen bereits in mehr als 30 Ländern rund um den Globus vertreten – darunter große Teile Europas sowie damals exotische Destinationen wie Indonesien, China, Brasilien und Ägypten. „Mein Urgroßvater hatte eine Vision, er wollte Autos für alle Menschen erschwinglich machen und das Leben der durchschnittlichen Familien verbessern. Sein Engagement für eine starke Wirtschaft, tolle Produkte und eine bessere Welt wirkt bis heute nach“, sagt Executive Chairman Bill Ford.
Henry Ford verstand nicht nur viel von Autos. Er verstand auch als Erster, dass sie das Potenzial hatten, die Gesellschaft zu verändern. Bis dahin galten Automobile als Luxusgüter. Ford aber erkannte, dass sie – eine kostengünstige Fertigung vorausgesetzt – auch für die breite Masse erschwinglich sein könnten und dann auch gerne gekauft würden. Folgerichtig suchte er nach effizienten Fertigungsmethoden, um mehr Autos zu einem niedrigeren Preis anbieten zu können.
Das Ergebnis dieser Suche ist bekannt: 1914 führte er im Werk Highland Park das Fließband ein. Das damit einhergehende Prinzip, den gesamten Produktionsprozess in einzelne Arbeitsschritte zu zerlegen, ist bis heute als Fordismus bekannt. Die Fließbandtechnik erlaubte eine enorme Produktionssteigerung beim bestens eingeführten Modell T. Bereits 1918 war jeder zweite Wagen in Amerika eine „Tin Lizzy“. Bis 1927 wurden so mehr als 15 Millionen Exemplare des legendären Autos gebaut – ein Rekord, der 45 Jahre Bestand hatte.
Mit dem berühmten Werk „The Rouge“ näherte sich Ford ab 1917 seiner Vision einer integrierten Fabrik, die alle Fertigungsschritte vom Rohstoff bis zur Endmontage unter einem Dach vereinte. Und tatsächlich wurde auf dem fast vier Quadratkilometer großen Gelände mit eigenem Kraftwerk und 160 Kilometer Schienensträngen das Erz bis zum geformten Stahlblech, der Rohkautschuk bis zum montierten Reifen umgeformt.
Während seine Fertigungsmethoden die gesamte Industrie in die Moderne führten, sollte eine andere Erkenntnis praktisch die gesamte Gesellschaftsordnung verändern: Henry Ford vertrat die Meinung, dass die Massenproduktion mehr Arbeitsplätze schaffen würde und dass die Beschäftigten genügend Geld verdienen müssten, um sich die kostengünstig hergestellten Autos leisten zu können. So führte er im Januar 1914 den 5-Dollar-Arbeitstag ein und beteiligte seine Arbeiter überdies an den Gewinnen des Unternehmens. Gleichzeitig verkürzte Ford die tägliche Arbeitszeit auf acht Stunden. Für die meisten Beschäftigten bedeutete dies zumindest eine Verdoppelung ihres Einkommens. Erstmals konnten es Fabrikarbeiter zu bescheidenem Wohlstand bringen.
Die Rechnung ging auf: Ford stärkte massiv die Kaufkraft der Arbeiterschaft – und die gönnte sich mit Freuden das für 575 US-Dollar erhältliche T-Modell. Die gestiegene Freizeit der Arbeiter heizte die Nachfrage nach Konsumgütern zusätzlich an. Historiker sind sich einig: Henry Ford legte die Grundlagen der modernen Konsumgesellschaft. Und viele von ihnen glauben, dass die Entstehung einer Mittelschicht in den USA erst durch seine Lohnpolitik ermöglicht wurde.
Die großzügige Entlohnung seiner Arbeiter entsprang zwar vorwiegend Henry Fords wirtschaftlichem Kalkül, gleichzeitig prägte jedoch auch sein persönliches Motto „Hilf deinen Mitmenschen“ seinen Führungsstil. Dabei glaubte er nicht an Almosen, sondern an Hilfe zur Selbsthilfe. Und er erkannte, dass Großzügigkeit durch Arbeitsmotivation und letztlich bessere Produkte belohnt würde.
Henry Ford starb am 7. April 1947 im Alter von 83 Jahren. Mehr als ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod erklärte ihn das Forbes Magazine im Jahre 1999 zum „Unternehmer des Jahrhunderts“, und im Jahre 2012 wurde Henry Ford auf dem History Channel ein Teil der Dokumentarfilmreihe mit dem Titel „The Men Who Built America“ gewidmet. (ampnet/jri)
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