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Hersteller-News: Ford USA

Montag, 11. September 2006 Der Fortschritt ohne Ford

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Allan Mulally: Jetzt will er seinen neuen Lexus schnellstens loswerden und natürlich auf einen Ford umsteigen.Allan Mulally: Jetzt will er seinen neuen Lexus schnellstens loswerden und natürlich auf einen Ford umsteigen.

Damit hat Bill Ford überrascht: Die Berufung des 61-jährigen Boeing-Managers Alan Mulally zum obersten Boss der Ford Motor Company und sein Rückzug in den Aufsichtsrat haben in Detroit eingeschlagen wie die sprichwörtliche Bombe. Bis zur Bekanntgabe hätte man im Ford-Hauptquartier noch Wetten darauf abgegeben, dass als Nachfolger für Bill Ford nur ein waschechter Car Guy infrage kommen würde.

 

Pustekuchen. Einige der obersten Manager in Dearborn hatten sich selbst Chancen ausgerechnet, bei der sich irgendwie abzeichnenden Personalveränderung an der Spitze zum Zuge zu kommen. Keine Frage war jedenfalls, dass der neue CEO ein Automann sein würde. Dass sich irgendetwas ändern würde, war schon seit ein paar Wochen klar. "Aber mit dem Rückzug von Billy the Kid hat bei uns niemand gerechnet", so ein Bereichsleiter in Dearborn.
Als Rückzug will Bill Ford den Stellungswechsel allerdings nicht verstanden wissen. Er wolle ein sehr aktiver Aufsichtsrat werden. Er selbst habe den Manager ausgesucht und als seinen Nachfolger vorgeschlagen, sagte Bill Ford. Dass es kein Automann geworden sei, sei genau seine Absicht gewesen. "Wir haben bereits eine Menge Car Guys in der Firma. Sie brauchen nur noch jemanden, der ihnen die Erlaubnis gibt, mutig zu sein", sagte Ford der "USA Today".
Dass Mulally bereit war, sofort Ja zu sagen, dürfte auch damit zusammenhängen, dass er zweimal bei der Suche nach einem Boeing-CEO übergangen worden war. Mulally gilt als der Mann, der die Boeing-Abteilung Zivilflugzeuge wieder auf Vordermann gebracht hat. Trotzdem hat ihn bei Ford niemand auf der Liste gehabt. Die Personalentscheidung hat im Ford-Hauptquartier nicht nur Zustimmung gefunden. Auch die Händlerschar wurde von der Entscheidung überrascht. "Er ist ein absolut Unbekannter", lässt der Präsident eines Ford-Händlerbetriebs in Salt Lake City, durchblicken.
Andere Insider trauen dem Neuen an der Spitze aber zu, "den Laden ohne politische Rücksichtnahme aufzumischen und neu zu ordnen". Gemunkelt wird in Dearborn, dass die Ford-Familie mit Bills Wirken immer unzufriedener geworden sein soll. Die ständigen Personalwechsel seit dem Abgang des charismatischen Ford-Chefs Jacques Nasser, permanente Sparprogramme und tiefe Einschnitte ins Modellprogramm haben noch keine Lösung der Probleme sichtbar werden lassen. "Jetzt muss jemand kommen, der den Laden überhaupt nicht kennt und keine falschen Rücksichtnahmen kennt. Ein Querdenker wie Mulally ist da genau der Richtige", glaubt ein Analyst. Der seit 2001 bis heute von 22 auf knapp 17 Prozent gesunkene US-Marktanteil sei kein Zeichen des Erfolgs für das Wirken von Bill Ford, heisst es in Managementkreisen. Umso höher sei Bill Ford anzurechnen, dass er den Wechsel jedenfalls offiziell als seinen Wunsch kommuniziere.
"Ford hat eine Menge Fehler gemacht, die Berufung von Mulally ist sicher die Krönung", meint der amerikanische Krisen-PR-Berater Geradl Meyers. "Mulally ist sicher ein ausserordentlich guter Manager, aber die Lernkurve in einer solchen Krisensituation dürfte ihn überfordern", sagte Meyers, der übrigens mal Chef von American Motors war. "Für eine Firma in einer solch tiefen Krise ist die Berufung eines Mannes ohne die geringste Branchenerfahrung ein fataler Irrtum."
Das sieht George Magliano von Automotive Industry Research Global Insight anders: "Wir denken zunächst mal, dass man in diesem Geschäft ein Insider sein muss. Aber es waren doch gerade Insider der Branche, die so viele Fehler gemacht haben." Mulally habe bei Boeing bewiesen, dass er genau die Produkte auf den Markt gebracht habe, die die Airlines haben wollten. Dies müsse auch bei Ford passieren, wo man die Abkehr von der Pick-up-Schiene und den SUVs noch nicht eingeleitet habe.
Bill Ford sieht es so: "Alle diese Probleme, mit denen wir zu kämpfen haben, hat Mulally schon einmal bei Boeing gelöst."

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