?: Herr Booms, das Jahr 2010 ist auch für Ford ein bislang schwieriges Jahr ...
Booms: Wir sind sicherlich mit einer schwächeren Privatnachfrage – vor allem im Kleinwagenbereich – in dieses Jahr gestartet, aber die Medaille hat zum Glück auch eine Kehrseite: Wir registrieren seit geraumer Zeit eine positive Entwicklung im gewerblichen Bereich, also im Segment der Geschäftswagen-Fahrer und im Nutzfahrzeugsektor, wo wir derzeit unseren Auftragsbestand aufstocken und gute Ergebnisse erzielen. Generell ist es bislang aber eher ein Markt, der das Jahr 2008 fortschreibt und in Sachen Neuzulassungen nach dem Hype um die Abwrackprämie unter dem Strich niedriger ausfallen dürfte als 2009. Das ist keine wirkliche Überraschung.
?: Das Auslaufen der Abwrackprämie trifft Ihre Konkurrenten gleichermaßen. Fords Marktanteil liegt bei gut sieben Prozent; da sollte es wieder aufwärtsgehen ...
Booms: Wir sind aktuell mit knapp über sieben Prozent unterwegs. Ja, es wird aufwärtsgehen, und wir werden in den nächsten Monaten von der wachsenden Nachfrage vor allem im gewerblichen Bereich profitieren. Einer gewissen Marktsegmentierung können aber auch wir uns nicht entziehen. Aber das wird nicht so bleiben, und deswegen sehe ich den Marktanteil für Ford auch wieder steigen.
?: Umweltschutz ist für Ford ein wesentliches Thema. Sie haben elektrisch betriebene Transit-Fahrzeuge in einer Versuchsreihe im Einsatz. Um welche Modelle ergänzen Sie das Projekt, und was versprechen Sie sich davon?
Booms: Unsere batterieelektrischen Ford-Transit-Nutzfahrzeuge sind zurzeit im Rahmen des Kölner Elektromobilitätsprojektes „colognE-mobil“ im Einsatz. Sie werden nicht von Ford-Ingenieuren gefahren, sondern von Kunden. Im Mittelpunkt des staatlich geförderten Praxistests steht zunächst die Erprobung von zehn batterieelektrischen Ford Transit, die als Liefer- und Verteilerfahrzeuge eingesetzt werden, sowie der Aufbau der erforderlichen Infrastruktur. In einer zweiten Projektphase ab 2011 werden weitere 15 batterieelektrische Ford-Fahrzeuge hinzukommen. Unsere Projektpartner sind die Stadt Köln, der Energieversorger Rheinenergie sowie die Universität Duisburg-Essen. Ein ähnlicher Praxis-Großversuch im Pkw-Bereich findet übrigens derzeit unter Ford-Beteiligung im Großraum London statt.
?: Ab Juli bieten Sie Ihren Kunden mit dem Econo Check eine besondere Unterstützung, um energiefreundlicher zu fahren. Was steckt dahinter?
Booms: Beim Econo Check handelt es sich um eine Initiative, die unseren Bestandskunden, sofern Sie ein Auto besitzen, das jünger ist als Baujahr 1998, hilft, aktiv Kraftstoff zu sparen. Unsere Ford-Partner werden die Kunden ab 1. Juli zu einem Econo Check einladen, der im Wesentlichen zwei Dinge beinhaltet: Es werden alle verbrauchsrelevanten Elemente wie Reifendruck oder Motoreinstellung erfasst und hinsichtlich möglicher Einsparpotenziale gecheckt.
?: Sie selbst waren von einer ausgedruckten Analyse des Fahrverhaltens beeindruckt. Was hat Sie so begeistert?
Booms: Man stellt einfach fest, dass gefahrene Geschwindigkeitsspitzen weniger Zeitgewinn bringen, als man sich erhofft. Und das zeigen wir unseren Kunden, denn wir können anhand der Fahrzustände ja sehen, wie oft sich der Fahrer über der Richtgeschwindigkeit bewegt und wie viel Zeit man wirklich eingespart hätte. Und das ist minimal. Gewonnenen Minuten stehen da häufig Liter und damit Euros durch den Mehrverbrauch gegenüber.
?: Sie arbeiten aber nicht nur am Verhalten des Autofahrers, sondern auch an der Hardware Ihrer Fahrzeuge, um Verbräuche noch weiter herunterzufahren. Was haben wir zu erwarten?
Booms: Unabhängig vom Kundenverhalten am Lenkrad, also von der Fahrweise, haben wir die Fahrzeugtechnik weiterentwickelt. Beispiele: Im Motorenbereich haben wir hochmoderne Benzin-Direkteinspritzungsmotoren mit Turboaufladung auf den Markt gebracht. Also: Es tut sich eine ganze Menge bei Ford. (auto-reporter.net/Hans-U. Wiersch)
|