Dass nun auch der Verkehrsclub die Effizienz-Auszeichnung mit farbigen Balken kritisiert, macht die Argumente nicht besser. Das Gewicht eines Fahrzeugs werde zu positiv in die Berechnung einbezogen. Damit nehme man den Druck von der Autoindustrie, leichtere Autos zu bauen. Unsinn, denn auch die Industrie ist bestrebt, Kunden zu gewinnen. Und die schauen immer genauer bis hinters Komma hin, wie viel das Wunschauto verbraucht.
Das Gewicht als quasi entlastendes Moment in die Berechnung einzuführen, konterkariere die Absicht der Effizenz-Kennzeichnung, sagt der VCD. Es müsse auch die Fläche, sprich Größe des Fahrzeugs verstärkt einbezogen werden. Tatsächlich hat der VCD ein paar Ergebnisse zu Tage gefördert, die auf den ersten Blick nicht einleuchten, obwohl sie im Sinne der Effizienz-Kennzeichnung völlig logisch sind.
Nach Berechnungen des VCD bekämen beispielsweise der Audi Q7 3.0 TDI und der Porsche Cayenne Hybrid, beides geländegängige Luxuslimousinen mit einem Gewicht von knapp 2,5 Tonnen und einem CO2-Ausstoß von 189 bzw. 193 g/km die Kennzeichnung B. Kleinwagen wie die baugleichen Citroen C1, Peugeot 107 und Toyota Aygo mit einem Verbrauch von 4,5 Litern Benzin und einem CO2-Ausstoß von 103-105 g/km bekämen hingegen ein schlechteres C, würden also als weniger effizient beurteilt . Für ein A müssten diese Wagen einen Verbrauch von unter 3,5 Liter erreichen.
Der VCD hat keinesfalls Recht, obwohl nach der „gefühlten“ Effizienz der kleine C1 oder Aygo doch viel sparsamer zu sein scheint als die schwergewichtigen SUV. Falsch gefühlt. Die automobilen Winzlinge sind in Wahrheit alles andere als effizient, denn sie sind mit 4,5 Litern Verbrauch zwar relativ sparsam im Vergleich zum Q7 3.0 TDI, aber sie sind eben nicht effizient! Physik ist manchmal schwer zu verstehen und schon gar nicht, wenn man sie mit der ideologischen Elle misst.
Effizient ist ein Fahrzeug physikalisch dann (wir wiederholen uns), wenn es aus möglichst geringer Menge Kraftstoff möglichst viel Leistung erzeugt. Autokritiker wollen aber nicht akzeptieren, dass ein grünes A+ absolut nichts mit dem absoluten Verbrauch zu tun hat. Tatsächlich müssen die Ingenieure von Kleinstwagen effizientere Motoren bauen, wenn sie ein A++ haben wollen. Ein Kleinstwagen, der 4,5 Liter verbraucht, ist in Wahrheit ein Spritsäufer, weil er für den eingesetzten bzw. investierten Kraftstoff zu wenig Leistung generiert.
Ein wenig Polemik muss schon sein, wenn der Verkehrsclub kritisiert: „Die nun beschlossene Regelung dient eher den Verkaufsinteressen der deutschen Autoindustrie, die ihre wuchtigen Spritschlucker absetzen will, und weniger der Verbraucherinformation und dem Klimaschutz. Der VCD empfielt: Verbraucher sollten sich von dem neuen Label nicht blenden lassen und genau hinschauen, wie hoch Verbrauch und CO2-Ausstoß wirklich sind.“
Genau. Aber, Leute, das tun die Autokäufer doch schon lange. Ob wir nun in den Autohäusern eine Verbrauchsanalyse in Regenbogenfarben haben oder nicht, entscheidend ist, was hinten rauskommt. Und vorne an Kraftstoff eingefüllt werden muss. Die Autokäufer setzen mehr als je zuvor auf sparsame Fahrzeuge. Da ist die im Dezember dieses Jahres einzuführende Effizienz-Kennzeichnung eigentlich überflüssig. Bestenfalls ein interessantes Berechnungsspielchen. Und wäre die Effizienz-Auszeichnung eine Verbrauchsauszeichnung, hätten wir nicht das Problem mit der physikalischen Definition der Effizienz. Aber die Politiker wollten eine Effizienz-Auszeichnung, jetzt haben wir sie. Leider misst niemand die Effizienz der Politiker. (WAB/Peter Groschupf)
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