Reichweite und niedrigerer Literpreis sind Argumente, die den Diesel beflügeln wie sein sattes Drehmoment, das vielen Benzinern hoch überlegen ist. Dazu kommt, dass sich die "Diesel"- Automobilunternehmen in Europa von diesem Antriebskonzept nicht abbringen lassen. Da gewinnt Audi die 24 Stunden von Le Mans ganz souverän mit einem Diesel, da wagt sich DaimlerChrysler mit der konzerneigenen BlueTech-Technologie und "dem saubersten Diesel" auf den für Diesel-Pkws schwierigen US-Markt, auf dem sich mittlerweile die Diesel-Zapfsäulen im Pkw-Tankbereich vermehren wie die Diesel-Pkws. Ja, selbst in den Staaten, in denen Diesel wegen ihrer Stickoxide noch nicht als Neuwagen zugelassen werden können, ist eine Art Diesel-Fan-Gemeinde entstanden. Erworben werden Diesel-Pkws in den Staaten, in denen sie neu gekauft werden dürfen, mit wenigen Kilometern auf dem Tacho. Dann werden sie einfach in Kalifornien umgeschrieben und legal gefahren. "Ich habe mit meinem VW Passat Diesel die gestiegenen Spritpreise in Kalifornien der letzten fünf Jahre auffangen können", jubelt ein Fan aus Santa Barbara, der sich seinen Wagen aus Kentucky von einem mit dem Neukauf beauftragten Freund geholt hat, mit wenigen Meilen auf dem Tacho. Obwohl in Kalifornien die Diesel-Abgasnormen die strengsten der Welt sein werden, schaut Arnold Schwarzenegger dem "Diesel-Import" aus anderen Staaten gelassen zu. Selbst die Umweltbehörde ist zuversichtlich, "dass die Diesel-Pkws aus Deutschland bald sowieso den Abgasstatus von Benzinmotoren erreichen werden". Man gedenke deshalb nichts gegen die noch "weniger sauberen" Diesel aus den anderen Staaten zu unternehmen, "die Bürger hier einführen". Der Chef eines Daimler-Chrysler-Händlerbetriebs im Raum Los Angeles "kann es kaum erwarten, bis wir die ersten BlueTech-Diesel verkaufen können. Immer mehr Kunden fragen danach. In Deutschland kann sich wohl niemand vorstellen, was das bedeutet. Kein Pkw-Kunde wäre noch vor ein, zwei Jahren auf die Idee gekommen, das Wort Diesel überhaupt auszusprechen." Den Umschwung im Autofahrer-Bewusstsein sieht der Händler vor allem in folgenden Punkten begründet: "Die Benzinpreis-Entwicklung, die Diesel-Kommunikation von DaimlerChrysler auf den grossen Automessen, die Diesel-Weltrekordfahrt in Texas vom letzten Jahr und last but not least die Mundpropaganda begeisterter Diesel-Fahrer haben den Umschwung gebracht." Er selbst habe erst jüngst in Europa eine E-Klasse 320 CDI gefahren. "Nicht einmal meine Frau hat gemerkt, dass sie in einem Diesel sitzt. Diese Autobahnfahrt mit über 200 km/h wird sie wohl nie vergessen. Ich werde mir sofort einen solchen als Dienstwagen zulegen." Allerdings räumt auch der Händler ein, dass der Hybrid-Erfolg von Toyota "seine Berechtigung" habe. "Der Hybrid wird neben dem Diesel erfolgreich bleiben. Aber das Rennen um die Vorherrschaft der Antriebssysteme ist noch nicht entschieden. Wir glauben hier, dass es viele Lösungen geben wird und geben muss. Ideal wäre wohl ein Diesel-Hybrid." Fest stehe aber schon heute, "dass die Kritiker des Diesels unterschätzt haben, welches Entwicklungspotenzial zur Schadstoffreduzierung noch in diesem Motor gesteckt hat und noch immer steckt. Man wird sich darauf einzustellen haben, dass der Diesel auch in Kalifornien gesellschaftsfähig wird. Jetzt fehlen nur noch die Autos. Den schwefelfreien Kraftstoff gibt es bereits fast überall."
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