Chevrolet startet die Preisliste für den Camaro bei 39 990 Euro. Dafür schenkt die GM-Tochter bei ihrem „Pony-Car“-Klassiker, der in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feiert, beim Hubraum einen ordentlichen Humpen mehr als Ford ein. 6,2 Liter stehen beim Camaro bereit, um 318 kW / 432 PS zu produzieren, die via Sechs-Gang-Getriebe an die Hinterachse gelangen und für einen Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 in 5,2 Sekunden gut sind. Da gehen die Jungs von Dodge noch einmal bei, legen weitere 200 Kubik nach, um ihrem V8 für den Challenger SRT 362 kW / 492 PS zu entlocken. Mit voller Ausstattung geht dafür bei freien Importeuren ab 48 500 Euro was.
Wer sich die aktuelle Preisliste des Audi A5 zur Hand nimmt, findet als Einstiegsmodell den 1.8 TSFI mit Sechsgangschaltung für 35 650 Euro. Der Vierzylinder leistet 130 kW / 177 PS. Das verurteilt natürlich ein Coupé nicht wirklich zur Rolle eines aktiven Verkehrshindernisses, aber im direkten Vergleich zu V8-Triebwerken mit mehr als doppelter Leistungsausbeute kommt da nicht wirklich der Eindruck von motorischem Sex-Appeal auf. Selbst wenn die Brieftasche richtig locker sitzt und die 60.100 Euro Grundpreis für einen Audi S5 im persönlichen Rahmen liegen, liefern die Ingolstädter maximal einen Dreiliter-V6 mit 245 kW / 330 PS. Bei BMW bewegt sich das Angebot der Vierer-Reihe in vergleichbarem Rahmen. Der 420i als Einstiegsmodell in die Reihe ist für mindestens 36 750 Euro wohlfeil. Mit einem Vierzylinder, der 135 kW / 184 PS an die Hinterachse liefert. Beim Standartantrieb bewegt sich der Bayer auf Augenhöhe mit den US-Boys, die grundsätzlich auf das älteste Pkw-Antriebsprinzip vertrauen: Motor vorne, Antrieb auf der Hinterachse. Der finanzielle Premiumkunde mit Fokus auf einen Vierer, dem die mindestens 72 500 Euro für einen M4 locker vom Konto abgehen, kann mit 317 kW / 431 PS immerhin beim Leistungsgebot der Amerikaner mithalten. Doch beim Sound muss auch dieser wunderbare Reihensechszylinder Abstriche bei der B-Note akzeptieren. In Sachen Achtzylinder bei Premium-Coupés hält wenigsten Mercedes das deutsche Fähnlein hoch. Beim E 500 in der Coupé-Version stellt der 4,7-Liter-V8 300 kW / 408 PS bereit. Allerdings erst ab 71 698 Euro. Für den Einstieg in die Baureihe sind beim E 200 Coupé mindestens 43 554 Euro fällig. Um dann mit 135 kW / 184 PS über die Piste zu gleiten. Mögen sich Vorbehalte in puncto Image bei den amerikanischen Power-Coupés bester Gesundheit erfreuen. Die Zeiten, wo Vorbehalte in die Fahrwerkstechnik, den Antriebskomfort und angemessener Bremsleistung durchaus ihre Berechtigung hatten, sind eindeutig vorbei. Das Fachmagazin „Auto, Motor und Sport“ bestätigte 2015 im Einzeltest dem Ford Mustang GT und der anderem: „Komfort klappt auch, auf der Autobahn nimmt der Mustang überraschend viel von den Unebenheiten in den Tiefen seines Fahrwerks auf.“ – Auch zu den Bremsen fanden die Tester nur positive Worte: „Sie lassen sich sehr gut dosieren und packen handfest zu.“ Das Duell Pferdestärken gegen Prestigeobjekte bleibt eine höchst subjektive Angelegenheit, die zum trefflichen Streit geradezu einlädt. In den Disziplinen „PS pro Euro“ sind die jüngsten Muscle-Cars ebenso unschlagbar, wie beim Sound und der Emotionalisierung auf freier Strecke. Und was das Image anbelangt? – Mit ihren Traditionen sind die Amis ihren deutschen Wettbewerbern im Längen voraus. Der Ford Mustang fasziniert seit 1964, der Chevrolet Camaro feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag und der Dodge Challenger ist seit 1969 auf dem Markt. Zu Zeiten also, als BMW gerade mühsam die Pleite abgewehrt hatte, Mercedes die getragenen Limousinen für das Wirtschaftswunder lieferte und Audi aus der Konkursmasse der alten Auto-Union-Marken gerade das Zweitakter-Zeitalter überwinden konnte. (ampnet/tl)
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