Die Schaeffler-Gruppe hat ausserdem angekündigt, den mit der Conti in der Vereinbarung über Zusammenarbeit vereinbarten Preis von 75 Euro nicht in das offizielle Angebot zu übernehmen. Dort hatte Schaeffler nur 70,12 Euro je Aktie geboten. Würde der zugesagte Preis von 75 Euro Bestandteil des offiziellen Angebots, müsste Schaeffler alle Aktien übernehmen, die dem Unternehmen angetragen werden. Die Vereinbarung mit der Conti sieht aber vor, dass die Schaeffler-Anteile nicht mehr als 49,9 Prozent ausmachen sollen. Die Herzogenauracher haben deswegen zugesagt, überzählige Aktien wieder zu verkaufen. Die Schaeffler-Gruppe und die Gewerkschaften IG Metall und IG BCE haben heute zudem eine gemeinsame Erklärung über die Garantien für die Arbeitnehmer unterzeichnet. Damithaben erfüllen beide Seiten einen der wesentlichen Eckpunkte der getroffenen Investorenvereinbarung zwischen Continental AG und Schaeffler KG erfüllt. "Wir haben immer betont, dass wir im Interesse der Mitarbeiter der Continental AG gute Ergebnisse erzielen wollen, um die Besorgnisse und Ängste der Belegschaften auszuräumen", erklärte dazu Kurt Mirlach, Geschäftsleitung Personal- und Sozialwesen der Schaeffler-Gruppe. Diese Regelungen gelten unbefristet und können frühestens 2014 gekündigt werden.
Manfred Wennemer, noch neun Tage Chef der Continental AG in Hannover, verlässt die Bühne als tragischer Held - unter Applaus. In dem Übernahmepoker mit der Schaeffler-Gruppe, Herzogenaurach, muss er als Mathematiker und Realist schon sehr früh gewusst haben, dass die Fakten gegen einen Erfolg seiner Abwehrschlacht sprechen. Und dennoch hat er sie aufgezogen, um das Beste für sein Unternehmen sowie dessen Kunden, Aktionäre und Mitarbeiter herauszuholen. Heute rechnet man ihm hoch an, Vereinbarungen zustande gebracht zu haben, denen er als Conti-Chef nie zugestimmt hätte, wären sie zum Beispiel von der Gewerkschaft an ihn herangetragen worden. Doch bei Lichte besehen, enthält der Vertrag mit der Schaeffler-Gruppe im Wesentlichen nur das, was Schaeffler schon in frühen Phasen des Übernahmeversuchs von sich aus angeboten hatte. Nur die Benennung des Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder überraschte. Dennoch verlässt Wennemer das Unternehmen mit Beifall für seine Leistung bei der Ausrichtung der Conti zu einem echten Global Player der Zulieferindustrie. Mit dem Zukauf von Siemens VDO positionierte er das Unternehmen auf dem zweiten Platz nach Bosch, allerdings um den Preis hoher Schulden und mit einem immer noch unklaren Profil. Das Profil der neuen Nummer 1 im globalen Zulieferergeschäft gegenüber Kunden, Investoren und Aktionären zu schärfen, wird eine der vordringlichen Aufgaben der neuen Gruppe darstellen. Denn jetzt steht neben der immer noch in Teilen "archaischen" Reifentechnologie nicht nur High Tech-Elektronik sondern auch noch die feinste Mechanik. Das zu einem akzeptierten Komplettangebot an die Automobilhersteller auszubauen, wird die Verantwortlichen in den nächsten Monaten und Jahren auf Trab halten. Da darf man gespannt sein, wer jetzt bei Continental dafür die Verantwortung übernimmt. Im Gespräch sind zwei Kandidaten, Dr. Alan Hippe (Finanzen) und Dr. Karl-Thomas Neumann (Chassis & Powertrain), beide Mitglieder des jetzigen Vorstands der Continental AG. Alan Hippe wurde vor dem Übernahmeversuch immer wieder als Wennemers Favorit für die "Kronprinzenrolle" genannt. Das spricht immer noch für ihn, auch wenn er von dem Übernahmeversuch offenbar überrascht worden war und dann die Entwicklung der Abwehrstrategie verantwortete. Karl-Thomas Neumann gilt als der visionäre und motivierende Techniker, der die Conti auf hochtechnische Zukunftsfelder wie Sicherheit, Komfort und Zuverlässigkeit im Automobil ausgerichtet hat. Aber er kommt aus Wolfsburg. Manche fürchten, den anderen grossen Kunden könnte das nicht gefallen. (ar/Sm)
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