Wir sind dieses Fahrzeug im Piemont gefahren, einer Region, die Genießern wegen der hervorragenden Wein- und Trüffel-Qualitäten ein Begriff ist.
Für einen Ferrari Roma müssen mindestens 194.459 Euro den Besitzer wechseln. Mit seinem Einstandspreis, der sich per Werksindividualisierung natürlich deutlich steigern lässt, liegt der Roma ungefähr auf dem Niveau seines Schwestermodells, des 600 PS starken Cabriolets Ferrari Portofino. Doch der Roma profitiert von zahlreichen Verbesserungen, die darauf ausgelegt sind, noch mehr Leistung mit noch größerer Mühelosigkeit bereitzustellen.
Von außen sieht der Roma anders und einzigartig aus: Seine fließenden Linien erinnern an einen klassischen Gran Turismo; sie werden durch moderne Elemente wie den perforierten, lackierten Kühlergrill, die schlanken Scheinwerfer und die futuristischen Rückleuchten akzentuiert.
Dieser Ansatz setzt sich im Interieur fort: Während andere Ferrari das horizontale Element mit einer auf das Minimum reduzierten Mittelkonsole betonen, besitzt der Roma gleichsam zwei separate Kokons für Fahrer und Beifahrer. Zudem verfügt das Coupé über zwei Notsitze im Fond, die auch für Erwachsene auf kurzen Strecken funktionieren – wenn die Vordersitze nicht weit zurückgeschoben werden.
Der beste Platz ist natürlich am Steuer, und es fällt leicht, eine bequeme Sitzposition zu finden. Die Sitze sind straff, aber komfortabel gepolstert und bieten sehr guten Seitenhalt. Vor dem Fahrer befindet sich ein elegantes und modernes Cockpit, das voller einzigartiger Ideen steckt. Es bedarf einer kurzen Einführung, um sich zurechtzufinden, aber manche Lösungen sind so gut, dass man sich fragt, warum sie nur bei Ferrari zum Einsatz kommen.
Es gibt eine klassische Einstellung mit zentralem, runden Drehzahlmesser und variablen Feldern, eine rennsportliche Einstellung mit einem schildartigen Drehzahlmesser – und eine große Kartendarstellung, die sich als stummer CoPilot eignet, weil sie die nächsten Kurvenradien präzise darstellt. Der einzige traditionelle Schalter ist ebenfalls ein Ferrari-Unikum: Der „Manettino“ unten rechts am Lenkrad.
Um den Anlasser zu betätigen, muss ein kapazitiver Schalter am Lenkrad betätigt werden. Der sachte Tastendruck entfacht ein tobendes Feuer in den Brennkammern des 620 PS (456 kW) starken 3,9-Liter-V-8. Das Getriebe wird über die drei Chromschalter auf der Mittelkonsole betätigt – oder über die Schaltpaddel.
Im Vergleich zum Portofino sind die Änderungen am Antriebsstrang subtil, aber effektiv. Die Drehmomentkurve ist fülliger, die Maximalleistung steigt um 20 PS, und das Doppelkupplungs-Getriebe erhält einen weiteren, achten Gang. Im Gegensatz zum Cabrio bietet der „Manettino“ einen „Race“-Modus jenseits der Einstellungen „Ice“, „Comfort“ und „Sport“. Zudem kann die Stabilitätskontrolle vollständig abgeschaltet werden.
Zurückhaltend gefahren ist der Roma ein hervorragendes Reiseauto, das den Fahrer nicht unbedingt zu einem aggressiven Fahrstil verleitet. Die Acht-Gang-Doppelkupplungs-Automatik schaltet schnell und unauffällig, wobei sie vielleicht zu schnell in den jeweils höchstmöglichen Gang wechselt.
Das Bild wandelt sich, wenn der Fahrer sich dazu entschließt, die 620 PS zu entfesseln. Dann wird der Roma zu einem ernsthaften, extrem leistungsstarken Sportwagen. Der Turbolader reagiert praktisch verzögerungsfrei, der Motor dreht bis 7500 Umdrehungen in der Minute, und das Getriebe passt die Schaltstrategie sofort an den Fahrstil an.
Die Gänge werden dann geradezu hereingepeitscht, und die Geschwindigkeit steigt so rasant an, dass man das gefahrene Tempo eigentlich permanent unterschätzt. Der Sprint von null auf 100 km/h dauert nur 3,4 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei „über 320 km/h“, wie Ferrari mit einem Anflug von Bescheidenheit mitteilt.
Und somit ist auch der Roma ein echter Ferrari – allerdings einer, der auch die leisen Töne beherrscht. (ampnet/jm)
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