Andrea Frydlová, Leiterin des ŠKODA Museums, sagt: „Der sportlich konzipierte Laurin & Klement BSC aus dem Jahre 1908 ist das einzige erhaltene Exemplar von insgesamt zwölf hergestellten Fahrzeugen. Nach der umfassenden Überholung von Fahrwerk, Motor, Getriebe und weiteren Baugruppen sowie dem Einbau einer neuen Elektrik erhielt der Laurin & Klement BSC eine Karosserie, die exakt nach den historischen Quellen gefertigt wurde. Der 1.399 cm3 große Zweizylinder erwacht wieder zuverlässig nach nur wenigen Umdrehungen der Handkurbel zum Leben. Der Sportwagen zählt jetzt zu den wertvollsten Exponaten des ŠKODA Museums in Mladá Boleslav.“
Laurin & Klement BSC mit zahlreichen Filmauftritten Der einzige erhaltene Laurin & Klement BSC, der jetzt im ŠKODA Museum zu besichtigen ist, wurde am 12. Juli 1908 fertiggestellt. Die Motornummer 5635 bestätigt die Originalität des Fahrzeugs. Die rollende Rarität wechselte oftmals seine Besitzer und erfuhr zahlreiche Modifikationen. So wurde der L&K BSC für den Film ,Dědeček automobil‘ (Großvater Automobil) von Alfréd Radok, der am 27. März 1957 in die tschechoslowakischen Kinos kam, zum Rennwagen umgebaut. Später wurden die Form der Motorhaube und der Kotflügel sowie viele Details am BSC verändert – auch für weitere Filmauftritte. Alle wesentlichen mechanischen Teile jedoch blieben im Original erhalten und das über all die Jahre stets fahrbereite Fahrzeug zählte zu den Fixsternen der tschechoslowakischen Oldtimerszene.
Im Jahre 2016 fand der einzigartige Laurin & Klement BSC seinen Weg in den Bestand des ŠKODA Museums in Mladá Boleslav. Hier analysierten Experten zunächst ausführlich den Zustand des Fahrzeugs und recherchierten seine Historie in Archiven. Anschließend begann eine aufwendige zweijährige Restaurierung mit dem Ziel, den BSC wieder an seinen Auslieferungszustand von 1908 zu bringen. Der Laurin & Klement BSC zählt nun zu den wertvollsten Exponaten des ŠKODA Museums in Mladá Boleslav.
Die Geschichte der BS-Modellfamilie Nach dem Start der Fahrradproduktion Ende 1895 erweiterte das Unternehmen von Václav Laurin und Václav Klement das Angebot ab 1899 um Motorräder. Nur wenige Jahre später, ab Ende 1905, präsentierten die Unternehmer die Serienversion ihres ersten Automobils: die Laurin & Klement Voiturette A. In den folgenden zwei Jahren entwickelten die jungen Automobilbauer die Modellpalette weiter und setzten mehrere tiefgreifende konstruktive Änderungen um. Die schnell steigende Nachfrage nach den modern konzipierten Fahrzeugen aus Mladá Boleslav mit ihrem schon damals guten Preis-/Leistungsverhältnis ließ die Produktionszahlen in die Höhe steigen – von einigen Dutzend im Jahre 1906 bis auf fast 500 Automobile des Jahrgangs 1908.
Eine wichtige Position nahm in jenen Jahren die Modellreihe BS ein. Im Gegensatz zu den zunächst gebauten Modellen Voiturette Typ A, B und B2 mit Zweizylinder-V-Motoren besaß der BS einen Reihen-Zweizylinder mit 1.399 cm3 Hubraum und 10 PS (7,4 kW) Leistung. Weil sich das aufstrebende Unternehmen bereits damals konsequent an den Bedürfnissen der Kunden orientierte, leitete Laurin & Klement von der BS-Familie spezifische Ausführungen für unterschiedliche Kundengruppen wie Ärzte oder Geschäftsleute ab.
Zu den wertvollsten Versionen zählen zwölf Fahrzeuge in der sportlichen Ausführung BSC. Deren Motorleistung wurde von den serienmäßigen 10 PS (7,4 kW) auf 12 PS (8,8 kW) gesteigert. Der erste BSC rollte am 10. Juni 1908 aus den Werkshallen von Laurin & Klement, der letzte am 20. Oktober 1908. Der sportliche Typ BSC wurde sowohl als fahrbereites Chassis angeboten als auch als Komplettfahrzeug mit Karosserie. Das Chassis, für das Kunden individuelle Karosserien nach ihrem Geschmack anfertigen lassen konnten, kostete 5.000 K – so die Abkürzung für Österreichungarische Kronen. Ein Komplettfahrzeug mit offener Zweisitzer-Standardkarosserie war bei L&K für 5.500 K erhältlich.
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